Nach dem „Hungerlohn-Skandal“ bei "Action" sind weitere Fälle von Lohndumping in Cloppenburg bekannt geworden. Es hätten sich nach Angaben der Jusos zahlreiche Jugendliche über Facebook gemeldet und von ihrer "ebenfalls schlechten Arbeitssituation" berichtet. Das „Ausmaß an Niedriglöhnen in Cloppenburg“ habe die Jungsozialisten „schockiert".
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„Wir sind überrascht von der großen Resonanz. Viele junge Menschen haben den Mut zusammen genommen und ihr Schweigen gebrochen. So hatte der Skandal um "Action" wenigstens etwas Gutes. Action ist kein Einzelfall", erklärt der Jusos-Vorsitzende Jan Oskar Höffmann, „Die Betroffenen arbeiten im Getränkehandel, bei Videotheken, Tankstellen oder Pizza-Lieferdiensten und verdienen zwischen 4,80 Euro bis 5,50 Euro die Stunde. Das ist Ausbeutung mitten in Cloppenburg und nicht in anonymen Schlachthöfen. Das betrifft den Kassierer und die Verkäuferin von neben an."
Die Belegschaft mancher Betriebe in Cloppenburg bestehe nur noch aus „jungen, billigen Aushilfen“. Jugendliche seien für Lohndumping „leichte Beute“, da sie oft „falschen Gehorsam und Angst“ hätten, sich gegen „erwachsene Arbeitgeber“ zur wehren. „Die meisten Jugendliche wissen nicht, dass Sie auch als Aushilfe Anspruch auf Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall besitzen.“, konstatiert der Vorsitzende Höffmann. Dass „so viele junge Menschen“ von Lohndumping betroffen seien, könne man als „eine moderne Form von Altersdiskriminierung“ bezeichnen.
Nach Angaben der Jusos werden nicht nur in privaten Unternehmen, sondern auch in öffentlichen Betrieben "Niedriglöhne" gezahlt. So werde den "jugendlichen Bademeistern" im Soestebad ein Stundenlohn von 6,50 Euro gezahlt. Darüber hinaus werde ein DLRG-Abzeichen verlangt, dessen Erwerb 40 Euro koste und grundsätzlich „aus eigener Tasche“ bezahlt werden müsse. In Anbetracht der "enormen Verantwortung" dieser Arbeit sei der Lohn "schlichtweg unverschämt".
"Es ist natürlich besonders schwer, der Privatwirtschaft die Bedeutung von Mindestlöhnen klar zu machen, wenn selbst die Stadtverwaltung junge Menschen zu Niedriglöhnen beschäftigt. Die Stadt sollte als gutes Vorbild vorweggehen und den Lebensrettern faire Löhne zahlen. Hier ist das Einschreiten des Bürgermeisters gefragt" fordert der Vorsitzende der Cloppenburger Jusos.
Um die "vorbildlichen Betriebe" von den "schwarzen Schafen" in Zukunft besser unterscheiden zu können, sollte die Einführung von Kennzeichnungen für "faire Arbeitsbedingungen" gefördert werden. "Der Kunde sollte gleich am Eingang erkennen können, ob die jungen Beschäftigten fair behandelt werden. Das schafft letztendlich auch Akzeptanz für höhere Preise", meint Höffmann.
Um Lohndumping "flächendeckend und wirkungsvoll" zu bekämpfen, sei jedoch ein „gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro“ vonnöten. Nur so könne sichergestellt werden, dass auch "verdeckter Lohnwucher" vollkommen verschwinde. Nach Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln verdienen in Deutschland 6,1 Millionen Menschen weniger als 8,50 Euro pro Stunde.
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