Sonntag, 1. April 2012

Nicht alles Gold, was glänzt..

"Frühjahr belebt Arbeitsmarkt deutlich"

CLOPPENBURG, 30. März 2012

 

Quelle:  http://www.nwzonline.de/Region/Kreis/Cloppenburg/Cloppenburg/Artikel/2836042/Fr%FChjahr-belebt-Arbeitsmarkt-deutlich.html


 Mein Leserbrief vom letzten Monat. An Aktualität hat er leider nicht verloren:


"Wieder einmal könnten wir uns über positive Arbeitslosenzahlen im Landkreis Cloppenburg erfreuen und den gewählten Volksvertretern für ihre tadellose Arbeit auf die Schulter klopfen. Nicht umsonst tragen unsere Landtags- und Bundestagsabgeordneten diese scheinbar makellosen Zahlen auf Parteitagen, Gesellen- und Abiturientenverabschiedungen oder Schützenfesten wie eine Monstranz vor sich her. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. 

Der Ausspruch ‚Sozial ist, was Arbeit schafft‘ gilt nicht für Cloppenburg, sofern er je eine Gültigkeit besaß. Immer mehr Menschen im Landkreis Cloppenburg können nicht von ihrer Arbeit leben. Aufgrund eines nicht-existenzsicherenden Einkommens sind sie auf Nebentätigkeiten oder zwangsläufig auf den Sozialstaat angewiesen. Allein im Zeitraum 2003-2011 hat sich die Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten im Nebenjob im Kreis Cloppenburg, die sogenannten „Multijobber“, von 1604 um 205 % (!) auf 4899 Personen mehr als verdreifacht. Das ist ein klares Zeichen für ein unzureichendes Lohnklima im Oldenburger Münsterland.

 Beispiel ‚Danish Crown‘: Die regionale Fleischverarbeitung ist aufgrund der niedrigen Löhne so rentabel, dass es sich finanziell lohnt, dänische Fleischprodukte ins Oldenburger Münsterland zu transportieren, zu verarbeiten, um sie dann wieder in Dänemark zu verkaufen. Der Grund: Mindestlohn in Dänemark. Das durchschnittliche monatliche Industrieeinkommen, welches als Indikator für die Qualität von Arbeitsplätzen herangezogen wird, liegt im Kreis Cloppenburg bei 2.441 Euro Brutto, was lediglich 78 Prozent des Bundesdurchschnitts von 3.105 Euro Brutto entspricht. Immer mehr Menschen müssen dementsprechend beim Arbeitsamt um Lohnaufstockung bitten, damit Unternehmer auf Kosten der Steuerzahler dicke Gewinne einstreichen.

Trotz erdrückender Faktenlage wird die Mär des makellosen Wirtschaftserfolgs unseres schönen Landkreises weitergesponnen. Statt auf Volksfesten die Arbeitslosenzahlen schönzureden, sollten sich unsere Abgeordneten daher vielmehr für einen flächendeckenden Mindestlohn einsetzen. Ein Mindestlohn, der menschenwürdiges Leben garantiert und den Wert von Arbeit wiederherstellt. Man muss von seiner Arbeit leben können, auch in Cloppenburg."

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