Die Jusos im Kreis Cloppenburg werfen der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) vor, in den vergangenen Jahren „allem Anschein nach rechtswidrige Jahresabschlüsse“ beschlossen zu haben. Die Sparkasse habe ihre Gewinne „offenbar klein gerechnet“ und somit „die Rechte und Interessen ihrer Trägerkommunen verletzt“. Zu diesem Ergebnis seien die Jungsozialisten gekommen, nachdem ihnen vertrauliche Dokumente aus dem nordrhein-westfälischen Finanzministerium zugespielt worden seien.
„Jedes Jahr verkündet die LzO einen Gewinn von exakt 20 Millionen Euro, keinen Cent mehr oder weniger. Es ist aber nicht rechtmäßig, den Gewinn aus PR-Gründen zu schmälern“, kritisiert der Kreis-Vorsitzende Sebastian Hüstge. „Dass die Sparkasse diesen Gewinn alljährlich erzielt, ist kein Zufall. Sie packt vor Feststellung des offiziellen Gewinns in einem Fonds so viel Geld, dass der endgültige Jahresabschluss die besagte Marke nicht übersteigt. Das ist betriebswirtschaftlich nicht nachvollziehbar, sondern erscheint willkürlich.“ Dadurch würde aber dem Verwaltungsrat der Zugriff auf diese Gelder verwehrt. Das Finanzministerium in NRW hat sich nun mit diesem bei einigen Sparkassen üblichen Vorgehen befasst und es als "rechtswidrig" eingestuft.
„Im Klartext: Die Sparkassen dürfen ihre Gewinne nicht willkürlich klein rechnen“, erklärt der gelernte Bankkaufmann Hüstege. „Wir fragen uns schon, warum keinem anderen Politiker diese Unregelmäßigkeit aufgefallen ist. Kein normales Unternehmen ist in der Lage, jedes Jahr den exakt selben Gewinn zu erzielen.“
Konkret geht es um die sog. „Dotierung nach § 340g HGB“. Hiernach dürfen Kreditinstitute zur Sicherung gegen allgemeine Bankrisiken einen Sonderposten "Fonds für allgemeine Bankrisiken" bilden, soweit dies nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung wegen der besonderen Risiken des Geschäftszweigs der Kreditinstitute notwendig ist. Dieser „Sonderposten nach 340g HGB“ darf zwar ohne Absprache mit dem Verwaltungsrat aufgefüllt werden, jedoch nur wenn besondere Risiken dies notwendig erscheinen lassen. Allein in den vergangenen drei Jahren habe der LzO-Vorstand diesem Fonds insgesamt 36 Millionen Euro zugeführt, obwohl die Sparkasse die aufsichtsrechtlichen Vorgaben seit Jahren deutlich übertrifft. „Es ist keineswegs notwendig, jedes Jahr den selben Gewinn zu verkünden. Das schreit förmlich nach Willkür. Dieses Geld gehört in die Sicherheitsrücklage oder an die Kommune ausgeschüttet, aber nicht in unkontrollierbare Fonds“, so Hüstege.
Jene Dotierung war auch der Grund für einen Rechtsstreit, der seit mehr als einem Jahr in Düsseldorf zwischen Sparkassenvorstand und Oberbürgermeister ausgefochten und jetzt von der Sparkassenaufsicht zugunsten der Kommune entschieden wurde. Im Fall der Stadtsparkasse Düsseldorf, die ähnlich wie die LzO über erheblich mehr Eigenkapital als gesetzlich vorgeschrieben verfügt, war nach Auffassung des Finanzministeriums eine Aufstockung der Rücklagen eben gerade nicht zwingend „notwendig“, sondern „willkürlich“.
Die 28-seitige Begründung des Ministeriums wurde den Jungsozialisten aus vertraulichen Quellen zugespielt. „Das Ministerium hat deutlich gemacht, dass ein Sparkassenvorstand nicht nach Lust und Laune über die Höhe der Zuführung entscheiden darf. Wenn man die Ausführungen des Ministeriums auf die Praktiken der LzO überträgt, waren die Jahresabschlüsse in der Vergangenheit allem Anschein nach rechtswidrig“, so der Jusos-Vorsitzende.
Die Parteijugend fordert die Politik auf, sich mit dem „Anscheinsverdacht eines Rechtsbruchs“ zu befassen. „Jegliche Diskussion über eine Gewinnbeteiligung ist hinfällig, solange dem Kreistag nicht die echten Jahresabschlüsse bekannt sind. Das Thema wurde in den vergangenen Jahren nur stiefmütterlich behandelt und sollte jetzt endlich die nötige Aufmerksamkeit erfahren“, so die Parteijugend abschließend.