„Das war eine eindrucksvolle und
kräftezehrende Erfahrung“ – Mit diesen Worten beschrieben die Jungsozialisten eine
durch den Vorsitzenden des Behindertenbeirats Boris Guentel organisierte
Rollstuhlfahrt durch die Cloppenburger Fußgängerzone. Angeregt durch die
aktuelle Debatte um Falschparker auf Behindertenparkplätzen wollte sich die
SPD-Jugendorganisation einmal selbst ein Bild von der Wirklichkeit eines
Rollstuhlfahrers verschaffen. Was die Jusos als „heftig“ und „krass“ empfanden,
ist nach den Worten Guentels „für jeden Rollstuhlfahrer ganz normaler Alltag in
Cloppenburg“.
So seien „Gullideckel“ und
„Absenkungen vor Grundstückseinfahrten“ zwar gewöhnliche Widrigkeiten, die aber
von ungeübten Rollstuhlfahrern „volle Konzentration“ abverlangten. Insbesondere
die vielen Stellen in der Fußgängerzone, die neben einer Steigung in
Fahrtrichtung auch ein teilweise „deutlich spürbares Gefälle zu einer Seite
hin“ aufweisen, wie z.B. die Brandstraße, Am Capitol oder Walhalla, werden so
zu einer „großen Anstrengung“. Die Jungsozialisten nehmen daher nicht nur
„bleibende Erfahrungen“, sondern auch einen „kräftigen Muskelkater“ nach dieser
Führung mit nach Hause. „Es ist schon erschreckend, wie scheinbare Nebensächlichkeiten
zu großen Problemen führen können. Das kostet teilweise ziemlich viel Kraft. Um
ein wirkliches Gefühl für die ganze Thematik zu bekommen, muss man das einfach
selbst einmal erlebt haben“ erklärt die stv. Vorsitzende der Jusos Katrin
Meisner.
v.l.: Katrin Meisner und Boris Guentel |
Neben einer „praktischen Vorführung“
durch die Fußgängerzone diskutierten die Jung-Politiker auch mit Boris Guentel
über die Arbeit des Behindertenbeirates. Guentel betonte, dass er sich
insgesamt mehr „Anerkennung und Unterstützung“ in der Arbeit für die Belange
von Menschen mit Behinderung in Cloppenburg erhoffe. „Wir müssen das
Bewusstsein bei den Menschen schärfen. In einigen Fällen geht das aber
offensichtlich nur über den Geldbeutel“, so Guentel.
Damit kamen die Beteiligten auch auf
die Diskussion um Falschparker auf Behindertenparklätzen zu sprechen. Der
Beiratsvorsitzende wiederholte sogleich seine Forderung nach einem „sofortigen
Abschleppen“ der auf Behinderparkplätzen unberechtigt Parkenden. Der
Jusos-Vorsitzende Jan Oskar Höffmann unterstützte dieses Vorhaben. „Wir können
die Einschätzung des Bürgermeisters, dass das Abschleppen unverhältnismäßig
sei, nicht nachvollziehen. Wer unberechtigt einen Behindertenparkplatz
blockiert, gehört abgeschleppt. Das ist erforderlich, geeignet und absolut
angemessen. Dies ist im Übrigen auch Rechtslage“ betont Höffmann.
Ob die öffentlichen Parkplätze in der
Innenstadt generell zu wenig kontrolliert würden, könne die Parteijugend nicht
einschätzen. „Es wäre unseriös, wenn wir aus unserer Momentaufnahme eine Regel
ableiten. Dennoch sollten die Beobachtungen von Herrn Guentel ernst genommen
werden. Sie erwecken zumindest den Eindruck eines Vollzugsdefizits seitens der
Stadtverwaltung, ganz gleich ob fahrlässig oder billigend in Kauf nehmend“, so
Höffman.
Am Ende des dreistündigen Treffens
bedankten sich die Jusos bei ihrem „Tourguide der besonderen Art“ und stellten
erfreut fest, dass die Anliegen der Menschen mit Behinderung in Cloppenburg
durch den Beirat mit Boris Guentel an der Spitze „bestens vertreten“ seien.
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