Einseitige Kommentierung
Der Landtagswahlkampf neigt sich
dem Ende zu. Alle Umfrage sagen ein knappen und spannenden Wahlabend voraus.
Höchste Zeit also die letzten (konservativen) Reserven zu mobilisieren und eine
mögliche Niederlage der Opposition herbeizuschreiben? Anders sind die äußerst einseitigen
Kommentierungen auf Seite 2 der letzten Tage kaum zu erklären. Am Mittwoch, den
09.01.2013, schrieb Giorgio Tzimurtas unter
„Kandidatur auf der Kippe“, dass Peer Steinbrück (SPD) nach der
Niedersachsenwahl soweiso nicht mehr zu halten sei. Am darauffolgenden Donnerstag,
den 10.01.2013, versucht Damian Ryschka mit einem eher dürftigen Kommentar „Bildung
muss kosten“ die wichtigste Forderung der
Opposition, die Abschaffung der Studiengebühren, schlecht zu machen. Am Freitag, den 11.01.2013, versucht Herr
Tzimurtas in den neuesten Umfragen einen Trend gegen Rot-Grün zu erkennen.
Trotz der scheinbar schädlichen Steinbrück-Debatte (sinngemäß seines ersten
Kommentars) konnte die SPD in diesen Umfragen wieder 1% zu legen. Für Herrn
Tzimurtas jedoch eine Randnotiz ohne Belang, vielmehr sei der grundsätzliche
Abwärtstrend entscheidend. Am Montag, den 14.01.2013, durfte dann Klaus-Peter
Lammert mit seinem Kommentar „Ein Schicksalstag“ den Höhepunkt des Ganzen
setzen. Er beginnt mit dem Optimismus McAllisters, weiterregieren zu dürfen, und
endet mit den vielsagenden Fragen an die SPD, wie sie denn mit der (höchstwahrscheinlichen)
Wahlniederlage denn umgehe werde. Jeder Kommentar für sich isoliert wäre
ertragbar, aber die Summe und die Zeit Ihrer Veröffentlichungen lassen ein System erkennen. Diese einseitige
und eindeutig parteiergreifende Art der Kommentierung spricht womöglich die
Hälfte der Leserschaft Ihrer Zeitung an, sie zeugt jedoch von mangelnder
Überparteilichkeit und Unabhängigkeit. In einer pluralistischen Demokratie
sollte auch in der journalistischen Kommentierung die Mannigfaltigkeit an
Meinungen berücksichtigt werden.
Gez.
Jan Oskar Höffmann
49661 Cloppenburg
Eine der eindeutig einsetig berichtenden Kommentare. Herr Ryschka verwechsel fälschlicherweise die Berufsausbildung, sprich Studium zum Psychologen oder Ausbildung zum Elektriker, mit der Spezialisierung seines erlenten Berufs, also Meisterbrief oder Fachanwalt. Die SPD fordert ein gebührenfreies Studium. Des Weiteren sollte man sich zwei Sachen bewusst werden. 1. Ein Studium ist auch ohne Gebühren keineswegs kostenfrei. Verwaltungskosten, ASTA-Beiträge, Semesterticket, Wohnungsmiete, Heiz- und Stromkosten (Wohnungsumzug betrifft vor allem Studenten aus dem ländlichen Raum). 2. Die Studenten von heute sind mit großer Wahrscheinlichkeit die Spitzensteuersatzzahler von morgen. Der Staat erzielt somit eine Rendite. In Zeiten des Fachkräftemangels eine Win-Win-Situation!
Darüber hinaus ist es weitaus ungerechter, dass alle Studenten gleich hohe Studiengebühren bezahlen müssen. Das Kind einer einkommensschwachen Familie wird somit relativ am Einkommen gesehen stärker belastet. Es ist ungerecht, dass die Bildungschancen von jungen Menschen immer noch vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Das ist ungerecht, Herr Ryschka.
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