Montag, 14. Januar 2013

Einseitige Kommentierung der OV

Im Folgenden meine Leserzuschrift an die Oldenburgische Volkszeitung vom 14.01.2013:




Einseitige Kommentierung

Der Landtagswahlkampf neigt sich dem Ende zu. Alle Umfrage sagen ein knappen und spannenden Wahlabend voraus. Höchste Zeit also die letzten (konservativen) Reserven zu mobilisieren und eine mögliche Niederlage der Opposition herbeizuschreiben? Anders sind die äußerst einseitigen Kommentierungen auf Seite 2 der letzten Tage kaum zu erklären. Am Mittwoch, den 09.01.2013, schrieb  Giorgio Tzimurtas unter „Kandidatur auf der Kippe“, dass Peer Steinbrück (SPD) nach der Niedersachsenwahl soweiso nicht mehr zu halten sei. Am darauffolgenden Donnerstag, den 10.01.2013, versucht Damian Ryschka mit einem eher dürftigen Kommentar „Bildung muss kosten“  die wichtigste Forderung der Opposition, die Abschaffung der Studiengebühren, schlecht zu machen.  Am Freitag, den 11.01.2013, versucht Herr Tzimurtas in den neuesten Umfragen einen Trend gegen Rot-Grün zu erkennen. Trotz der scheinbar schädlichen Steinbrück-Debatte (sinngemäß seines ersten Kommentars) konnte die SPD in diesen Umfragen wieder 1% zu legen. Für Herrn Tzimurtas jedoch eine Randnotiz ohne Belang, vielmehr sei der grundsätzliche Abwärtstrend entscheidend. Am Montag, den 14.01.2013, durfte dann Klaus-Peter Lammert mit seinem Kommentar „Ein Schicksalstag“ den Höhepunkt des Ganzen setzen. Er beginnt mit dem Optimismus McAllisters, weiterregieren zu dürfen, und endet mit den vielsagenden Fragen an die SPD, wie sie denn mit der (höchstwahrscheinlichen) Wahlniederlage denn umgehe werde. Jeder Kommentar für sich isoliert wäre ertragbar, aber die Summe und die Zeit Ihrer Veröffentlichungen  lassen ein System erkennen. Diese einseitige und eindeutig parteiergreifende Art der Kommentierung spricht womöglich die Hälfte der Leserschaft Ihrer Zeitung an, sie zeugt jedoch von mangelnder Überparteilichkeit und Unabhängigkeit. In einer pluralistischen Demokratie sollte auch in der journalistischen Kommentierung die Mannigfaltigkeit an Meinungen berücksichtigt werden.

Gez.
Jan Oskar Höffmann
49661 Cloppenburg

Eine der eindeutig einsetig berichtenden Kommentare. Herr Ryschka verwechsel fälschlicherweise die Berufsausbildung, sprich Studium zum Psychologen oder Ausbildung zum Elektriker, mit der Spezialisierung seines erlenten Berufs, also Meisterbrief oder Fachanwalt. Die SPD fordert ein gebührenfreies Studium. Des Weiteren sollte man sich zwei Sachen bewusst werden. 1. Ein Studium ist auch ohne Gebühren keineswegs kostenfrei. Verwaltungskosten, ASTA-Beiträge, Semesterticket, Wohnungsmiete, Heiz- und Stromkosten (Wohnungsumzug betrifft vor allem Studenten aus dem ländlichen Raum). 2. Die Studenten von heute sind mit großer Wahrscheinlichkeit die Spitzensteuersatzzahler von morgen. Der Staat erzielt somit eine Rendite. In Zeiten des Fachkräftemangels eine Win-Win-Situation!
Darüber hinaus ist es weitaus ungerechter, dass alle Studenten gleich hohe Studiengebühren bezahlen müssen. Das Kind einer einkommensschwachen Familie wird somit relativ am Einkommen gesehen stärker belastet.  Es ist ungerecht, dass die Bildungschancen von jungen Menschen immer noch vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Das ist ungerecht, Herr Ryschka.

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