Freitag, 2. Oktober 2015

Jugendorganisationen lassen nicht locker


Als "politisches Trauerspiel" und "große Enttäuschung" bezeichnen die politischen Jugendorganisationen die "schleppende" Entwicklung eines Jugendparlaments in Cloppenburg. Die "anfängliche Euphorie" der Jugendlichen sei dem "Frust" gewichen. 

Junge Union und Jusos hatten schon vor knapp zwei Jahren in einer überparteilichen Initiative einen Antrag auf Einrichtung eines Jugendstadtrats vorgestellt, doch bis heute konnte sich der Stadtrat noch zu keiner abschließenden Entscheidung durchringen. 

"Die Mühlen der Politik mahlen langsam, aber ein solches Schneckentempo hat auch uns überrascht.", berichten der Jusos-Vorsitzende Jan Oskar Höffmann und Hannah Siefer als Vertreterin der JU in einer gemeinsamen Pressemitteilung. In der jüngsten Fachausschussitzung wurde ein von der Stadtverwaltung vorgeschlagenes Modell von den Ratsmitgliedern abermals abgelehnt. Jetzt soll als nächstes der Bürgermeister von Goldenstedt eingeladen werden und das dort praktizierte Jugendparlament vorstellen. Den Jungpolitikern dauert das jedoch zu lange. Viele politisch interessierte Schüler von damals seien nun "am Studieren und längst weggezogen".

"Während in Cloppenburg noch diskutiert wird, beginnt in Lastrup in diesen Tagen schon die dritte Wahlperiode eines erfolgreichen Jugendstadtrats", erklärt die JU-Vertreterin Siefer. "Das Lastruper-Modell wäre auch in Cloppenburg möglich." Jenes Parlament besteht aus sieben Mitgliedern, die in einer eigenen Wahl von den Jugendlichen für zwei Jahre bestätigt werden. Sie sollen vor allem ein Bindeglied darstellen zwischen der Politik und der Jugend der Gemeinde. Deshalb ist jeweils ein Mitglied des "JuPA" in den Fachausschüssen des Gemeinderates als beratendes Mitglied vertreten. Zur aktuellen Wahl haben sich 12 Kandidaten im Alter zwischen 14 bis 19 Jahren aufstellen lassen. Diese Wahl sei somit ein "klarer Beleg" für das politische Interesse junger Menschen, so Siefer. 
Damit ein mögliches Parlament nicht wieder "zum zahnlosen Tiger verkomme" und an "Attraktivität verliere", soll das Cloppenburger Modell ein eigenes Budget in Höhe von 5000 Euro erhalten. 

Doch an eine Umsetzung ihrer Pläne glaubt die Parteijugend indes nicht mehr. "Wir sind ja nicht blöd. Hätte der Stadtrat unsere Idee eines Parlaments wirklich gewollt, wäre es längst da", resigniert der Jusos-Vorsitzende Höffmann, "Leider konnte unser überparteiliches Engagement keine nachhaltige Wirkung entfalten. Ans Aufgeben denken wir jedoch noch lange nicht." Deswegen wollen man auch weiterhin für ein Jugendparlament werben. "Notfalls" wolle die Parteijugend das Thema zum wesentlichen Bestandteil ihres Kommunalwahlkampfs im nächsten Jahr erklären

"Spätestens zum Wahltermin müssen die Parteien Farbe bekennen: Werden die Anliegen der Jugend ernst genommen oder dienen wir nur als Stimmvieh", betont Höffmann. 

Zwar müsse man die Entscheidung des Stadtrats letztlich "akzeptieren", doch dürfe sich dann niemand über "zunehmende Politikerverdrossenheit" unter Jugendliche beklagen, so die Jungpolitiker abschließend.